Mit dem Nachtzug von Berlin nach Stockholm

von Redaktion am 22. Dezember 2021

Fensterblick im Schlafabteil im Nachtzug Berlin – Stockholm

Reise mit dem Nachtzug nach Schweden

Skandinavien mit dem Nachtzug? Schneebedeckte Winterlandschaften, Ausschlafen im Privatabteil, keine nervigen Flughafenkontrollen und Aussteigen direkt in Stockholm – ausgeruht und bereit für einen neuen Tag voller Abenteuer? Das musste man uns nicht zweimal sagen! Wir haben den Nachtzug von Berlin nach Stockholm für euch getestet.

Überblick | Nachtzug Berlin – Stockholm

Mit der neuen Verbindung Berlin–Hamburg–Kopenhagen–Malmö–Stockholm verkehrt erstmals seit den 90er Jahren ein Nachtzug auf der Strecke zwischen Deutschland, Dänemark und Schweden. Der erste Zug rollte im Juni 2021 von Stockholm nach Berlin. Seitdem fährt der Nachtzug vor allem im Sommer, vom April bis September, zwischen Skandinavien und Deutschland.

  • Der Nachtzug fährt um 20.58 Uhr in Berlin ab und braucht bis zu seinem Endziel in Schweden insgesamt über 17 Stunden. Bis Dänemark sind es verhältnismäßig wenige Zwischenhalte, der Zug hält um 23:59 in Hamburg und um 06:20 bei Kopenhagen, wo Passagiere hinzusteigen können.

    Der Nachtzug passiert die schwedische Grenze um 07:25 in Malmö, wo er auch eine Weile hält, um den Restaurantwagen auszutauschen. Auf der schwedischen Seite gibt es am Morgen und Vormittag deutlich mehr Halte. Der Zug erreicht am frühen Nachmittag des Folgetages um 14.15 Uhr Stockholm.

    Nachtzug Berlin – Stockholm | Fahrplan 2022

    Abfahrt aus Schweden

    Täglich 7. April - 23. September 2022.

    Abfahrt aus Deutschland

    Täglich 8. April - 24. September 2022.

    Vom 4. Januar bis 8. April 2021 finden keine Abfahrten von und nach Berlin statt.

    Aktuelle Anfahrtzeiten können auf der Website eingesehen werden.

  • Sitzplatz (Seat) – die günstigste Wahl

    Ein separater Sitzplatz im Sitzwagen wird reserviert. Reist man zusammen mit einem anderen Passagier, bekommt man einen Sitzplatz nebeneinander.

    Liegesitz (Recliner Seat) – für mehr Komort

    Der Liegesitz ist breiter und bequemer als der Sitzplatz. Es gibt auch weniger Reisende pro Wagen und deshalb mehr Platz im Vergleich zum einfachen Sitzplatz. Kopfkissen, Kopfkissenbezug, Bettdecke, Bettbezug und Bettlaken sind inkludiert.

    Liegeplatz im Gemeinshaftsabteil (Berth in shared Compartment) – für Alleinreisende

    Als Alleinreisender kann man das Schlafabteil mit bis zu 6 anderen Passagieren teilen. Beim Einsteigen gibt es sechs Sitzplätze, die nachts in Schlafbetten verwandelt werden. Kopfkissen, Kopfkissenbezug, Bettdecke, Bettbezug und Bettlaken sind inkludiert.

    Privatabteil (Private Compartment) – für Familien und Freunde

    Familien und Reisefreunde können ein Privatabteil für 1-6 Personen im Liegewagen buchen. Das Schlafen funktioniert genauso wie im Gemeinschaftsabteil, die Sitze werden nachts in Betten verwandelt. Auch hier ist das Bettzeug inkludiert. Das Privatabteil ist nur für Nachtreisende verfügbar.

  • Zwischen Berlin und Malmö werden Sandwiches, Snacks, Bier, Wein und alkoholfreie Getränke im kleinen Bord-Bistro "Lönnkrogen" serviert. Hier kann man auch das vorbestellte Frühstück abholen, das bei der Buchung für 69 SEK (ca. 6,69 EUR) hinzugefügt werden kann.

    Auf der schwedischen Seite zwischen Malmö und Stockholm wird im Speisewagen "Krogen" Mittagsessen und Abendessen angeboten. Das Restaurant ist beliebt und hat ein eigenes Reservierungssystem.

    Man erhält vor der Reise weitere Informationen über Menü und Tischreservierung.

  • Eine einfache Fahrt von Berlin nach Stockholm in der günstigten Kategorie fängt aktuell bei 749 SEK (ca. 73 EUR) an, dafür bekommt man einen Sitz im Großraumwagen. Eine Schlafliege im 6-er Abteil mit anderen Reisenden kostet 1249 SEK (ca. 120 EUR) und ein privates Schlafabteil kann für etwa 4249 SEK (ca. 411 EUR) gebucht werden. Die Preise variieren je nach Saison, Datum und Komfortklasse.

    Aktuelle Preise können auf der Website eingesehen werden.

  • Die Zugtickets können bequem und günstig auf der Website des Betreibers Snälltåget gebucht werden. Im Online-Buchungssystem finden sich Verbindungen in über 30 Städte in ganz Deutschland. Bezahlt wird mit PayPal, Visa oder der schwedischen App Swish.

  • Für die Einreise wird ein Reisepass oder Personalausweis benötigt, letzterer nach EU-Standard mit MRZ-Code oder Chip, ausgestellt von einer nationalen Behörde innerhalb der EU / des EWR. Dies gilt für alle Passagiere, einschließlich Kinder. Die Dokumente müssen bei der Ticketkontrolle bereitgestellt werden.

    Die Grenzpolizei führt regelmäßige Kontrollen durch.

  • Für die Einreise nach Schweden gilt 3G:

    Man muss über ein Covid-Zertifikat (EU-Covid-Zertifikat) verfügen, aus dem hervorgeht, dass die letzte Impfdosis vor 14 Tagen erfolgte oder ein gültiges negatives PCR-Testergebnis für die Einreise haben, das nicht älter als 72 Stunden ist oder während der letzten 6 Monate an Covid-19 erkrankt und genesen sein und Dokumente haben, die dies belegen. Allen, die nach Schweden einreisen, wird empfohlen, unmittelbar nach der Ankunft in Schweden einen Test zu machen.

    Mundschutz:

    Bis zur Ankunft in Malmö gilt auf der deutschen und dänischen Seite im gesamten Zug Maskenpflicht, davon ausgenommen sind Passagiere in einem abgeschlossenen Privatabteil. In Schweden gibt es aktuell keine Maskenpflicht.

    Bitte überprüft vor der Reise die tagesaktuellen Einreisebestimmungen in Schweden und Dänemark.

Erfahrungsbericht | Nachtzug nach Stockholm

Im Dezember 2021 hat das private Betreiberunternehmen Snälltåget zusätzlich mehrere Sonderzüge zwischen Berlin und Stockholm eingesetzt, welche die Weihnachtsmärkte beider Länder verbinden sollen. Wir haben uns an Bord begeben, um ein Adventswochenende in Stockholm zu verbringen. Hier könnt ihr lesen, wie wir die Reise mit dem Nachtzug erlebt haben.

  • In unserem Fall galt der etwas abgewandelte Winterzeitplan, weshalb der Zug schon um 19:28 Uhr am Abend in Berlin Hbf. startete. Das Einsteigen und Auffinden des Abteils war unkompliziert. Vorab verschickt das Buchungssystem die voraussichtliche Wagenreihenfolge, die – anders als so manches Mal bei der DB – tatsächlich stimmte. Das Ticket wurde nicht beim Einsteigen, sondern wie in Deutschland üblich, erst während des Abends vom Zugchef kontrolliert.

  • Gleich zu Beginn der Reise lernten wir den Zugchef und seinen Assistenten kennen. Beide waren sehr freundlich, sprachen sehr gut Englisch und bei Bedarf auch etwas Deutsch. Sie waren auch mitten in der Nacht für Fragen der Gäste erreichbar und gaben vor der Nachtruhe ihren Aufenthaltsort im Zug bekannt. Ab Malmö wurde das Personal ausgewechselt.

  • Unser Privatabteil war gepflegt und aufgeräumt und mit Kissen, Bettlaken und Bettbezug für jeden Passagier ausgestattet. Es gab Nachtleuchten zum Lesen, Haken für Kleidung und Ablageflächen für Koffer und Taschen unter den Liegen. Die Liegen ließen sich für die Nacht ausklappen. Unter dem Tischchen befand sich ein Mülleimer. Die Tür konnte von innen abschirmt und für die Nacht abgeriegelt werden.

    Etwas abenteuerlich gestaltete sich die Heizungssituation auf unserer Reise nach Stockholm. Zwar verfügt jedes Abteil über einen eigenen Temperaturregler. Dieser war jedoch außer Betrieb, weshalb der Zugchef die Heizung für alle Abteile regulierte und sie wahlweise für längere Zeit an- und abstellte. Gefühlt haben wir in dieser Nacht alle Temperaturen von 10° bis 30° C erlebt. Ein Vorgeschmack auf den eiskalten Winter und die wohlig warmen Saunen in Stockholm!

  • Zwar war unser Abteil etwas betagt, aber dafür gemütlich und gepflegt. Wegen des Alters des Zugs sind die Abteile recht schlank konstruiert, was jedoch in fast allen europäischen Nachtzügen ein Manko ist. Da hat Asien mit seinen modernen und teils geräumigeren Abteilen eindeutig die Nase vorne.

    Für eine Familie oder reisende Freunde sollte der überschaubare Platz kein Problem sein. Bei einzeln gebuchter Liege mit fünf anderen Fremden im Abteil kann es aber unter Umständen etwas eng werden – vor allem im Winter, wenn alle mit mehr Gepäck und Winterjacken reisen.

    Unser Tipp: Mit mehreren Freunden ein Privatabteil buchen oder auf einen Liegesitz im Großraumwagen ausweichen. Zusätzlich kann man als Frau bei fast allen Zugunternehmen vor der Reise um ein Frauen-Abteil bitten. Es gibt z.Z. keine entsprechende Buchungsoption auf der Website für diesen Nachtzug nach Stockholm, aber eine E-Mail an den Support sollte auch funktionieren.

  • Im Abteil wartete zu Beginn der Reise ein Päckchen Wasser auf jeden Passagier. Weitere Snacks & Getränke waren die gesamte Fahrt über im Bord-Bistro und ab Malmö im Restaurantwagen verfügbar.

    Wir haben auf unserer Reise das Frühstück vorbestellt und online bezahlt, und konnten es ab 9:20 Uhr im Restaurantwagen abholen. Das Frühstück war einfach, aber völlig ausreichend – Sandwich, Kaffee und ein Fläschchen Saft. Es wäre auch möglich gewesen, das Frühstück im Bord-Restaurant einzunehmen anstatt es mitzunehmen. In Zeiten von Covid-19 schien das aber die am wenigsten einladende Option zu sein, war der Restaurantwagen ohnehin schon ziemlich voll mit Reisenden, die ihre Vorbestellungen abholten.

  • Wer wie wir den Nachtzug von Berlin nach Stockholm im Winter nimmt, hat vor allem am zweiten Tag sehr viel zu bestaunen. Die Überfahrt auf der berühmten Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö läutet die Ankunft in Schweden ein. Danach wird die graue Küste relativ schnell von schneeweißen Märchenlandschaften und strahlender Sonne abgelöst, und mit jedem Kilometer Richtung Norden wird es spürbar kälter. Da die Sonne im Winter sehr tief steht, fährt man schier endlos durch rötlich leuchtende Wälder und an glitzernden Seen vorbei. Ein Muss für jeden Winterfan!

  • Wir erreichten Stockholm Centraal mit einer minimalen Verspätung von zwanzig Minuten, was bei einer 18-stündigen Reise fast an ein Wunder grenzt. Wir würden daher die Ankunft noch in die Kategorie „pünktlich” einstufen. Auf dieser Strecke werden aktuell auf dänischem Boden Bauarbeiten durchgeführt, wodurch sich kurzfristige Fahrplanänderungen ergeben können.

  • Es waren insgesamt zwei Grenzkontrollen angekündigt: Eine um 2 Uhr morgens in Dänemark und die zweite gegen 7:30 Uhr in Schweden. Es sollten sowohl die Personalien als auch Covid-Zertifikate geprüft werden. In unserem Fall (Anfang Dezember 2021) gab es keine einzige Kontrolle. In Dänemark prüften die Grenzbeamten lediglich den Zug und unterhielten sich mit dem Zugpersonal. In Schweden haben wir nichts von einer Grenzkontrolle mitbekommen. Wir können jedoch nicht ausschließen, dass in beiden Fällen Stichproben-Kontrollen durchgeführt wurden.

  • Für Winterfans und Skandinavien-Leibhaber ist diese Zugreise definitiv Pflicht. Denn die Landschaften jenseits der schwedischen Grenze entschädigen für so einiges, was im Nachtzug nicht 100% überzeugt. Außerdem: Anstatt 45 Minuten von der Stadt entfernt in Arlanda aus dem Flugzeug zu steigen, fährt man ausgeschlafen direkt ins Herz Stockholms hinein und kann, je nach Lage, zu Fuß ins Hotel gehen – Luxus pur!

    Auf der anderen Seite ist da die nicht mehr ganz aktuelle Ausstattung des Zuges, die komfortabler und geräumiger sein könnte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein Familienabteil in eine Richtung knapp 400 Euro kostet. Insbesondere mit Hinblick auf die wenig zuverlässige Heizung auf unserer Reise im Dezember 2021 könnte so manchem Reisenden schnell die Wanderlust vergehen.

    Aber es bleibt dabei: Es ist ein unvergessliches Abenteuer, das vor allem durch die einmalige schwedische Natur begeistert!


Dieser Artikel ist im Rahmen einer Pressereise entstanden.


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