16 Sofort-Tipps für eine nachhaltigere Reise

von Redaktion am 23. April 2021

© Julian Bialowas

© Julian Bialowas

Der nachhaltige Tourismus erfährt in der Corona-Krise einen regelrechten Boom: Zumindest in Theorie haben immer mehr Menschen Interesse an umweltschonenden Reisealternativen. Wir finden das super und haben dem Thema Umwelt und Reisen ein ganzes Buch gewidmet. Doch wenn dein Urlaub schon vor der Tür steht und du keine Zeit hast, dich länger mit der Theorie zu beschäftigen, geben dir unsere Sofort-Reisetipps einen schnellen Überblick und helfen dir dabei, umweltfreundlich zu reisen.

1 | Reisen in der Nähe

Reisen – und vor allem Fliegen – produziert Treibhausgase und CO2-Emissionen, die dem Klima schaden. Obwohl nur eine Minderheit der Weltbevölkerung am Tourismus teilhaben kann, gehen etwa fünf Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes auf das Konto der Reisebranche. Der Ausstoß von Kohlendioxid, der durch touristischen Verkehr entsteht, trägt maßgeblich zum Klimawandel bei. Die Hauptemissionsquellen sind dabei das Reisen mit dem Pkw, dem Schiff oder dem Flugzeug. Flugreisen sind ­besonders klimaschädlich. Indem du öfter Urlaub in der Nähe machst und aufs Fliegen verzichtest, verringert du deinen persönlichen CO2 Fußabdruck.

2 | Keine Inlandsflüge

Die goldene Regel des sanften Tourismus besagt, keine Strecke unter 800 Kilometer in der Luft zurückzulegen. Das bestätigt auch das Umweltbundesamt. Da wir das Jahr 2020 schreiben, schrauben wir die Zahl einfach auf runde 1.000 Kilometer hoch und schlagen dir vor, Entfernungen darunter auf jeden Fall auf dem Landweg zu bewältigen. In diesem Radius liegen in Deutschland unzählige Urlaubsziele, die alles bieten, was für eine gelungene und erholsame Auszeit nötig ist: Wälder, Berge, Strand und jede Menge Sehenswürdigkeiten. 

3 | Lange vor Ort bleiben

Falls du doch eine Flugreise planst, solltest du länger vor Ort bleiben. Setze deinen Anreiseweg in eine sinnvolle Relation zu deiner Aufenthaltsdauer. Als Faustregel empfiehlt die Organisation Brot für die Welt, je 2.000 Kilometer Strecke mindestens eine Woche Aufenthalt einzuplanen. Wochenendtrips nach Barcelona oder London zum Shoppen sind nicht mehr zeitgemäß – verbinde sie einfach mit einer Woche Urlaub auf dem Land. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die lokale Wirtschaft. 

4 | Flüge kompensieren und Zwischenstopps vermeiden

Eine Kompensation hilft dabei, deinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Dein Flug wird dadurch zwar teurer, jedoch werden mit diesem Geld Klimaschutzprojekte finanziert, mit deren Hilfe die entsprechende Menge an Treibhausgasen ausgeglichen wird. Eine solche Kompensation sollte jedoch immer die letzte Wahl sein. Zuvor solltest du unbedingt prüfen, ob du umweltfreundlicher anreisen und die klimaschädlichen Verkehrsmittel komplett ersetzen kannst. Gar nicht zu fliegen wäre deutlich besser. Das richtige Buchen eines Fluges gehört übrigens zum Basiswissen dazu: Direktflüge schaden der Umwelt am wenigsten, da der Schadstoffausstoss beim Start am höchsten ist. Ist ein Direktflug nicht möglich, versuche, mit so wenigen Zwischenstopps wie möglich auszukommen und faire Airlines zu buchen. 

5 | Auf Nebensaison und unbekannte Regionen ausweichen

Overtourism stellt heute ein großes Problem in fast allen Teilen der Welt dar. Damit bezeichnet man das Auftreten großer Massen von Touristen an einem dafür nicht ausreichend geeigneten oder ausgestatteten Ort. Dadurch konzentrieren sich die schädlichen Wirkungen des Tourismus und überfordern schließlich sowohl die lokale Umwelt als auch die Kultur und Wirtschaft – und zerstören das touristische Gleichgewicht am Reiseziel. Einige Länder wie zum Beispiel Island stellen neuerdings Konzepte auf, die das Problem des Overtourism bewältigen sollen. Der Fokus der Touristen soll dabei von den Hotspots weg auf bisher vernachlässigte Regionen gelenkt werden und die Nebensaison außerhalb des Sommers aktiv beworben werden. So entstehen gerade neue Touristenrouten, die Entlastung bringen sollen.

6 | Luxushotels und All-Inclusive-Urlaub meiden

Luxushotel und All-Inclusive-Anlagen haben die Tendenz zum übermäßigen Verbrauch von Energie und anderen Ressourcen. Das kann viele Gesichter haben: die Wasserverschwendung durch die Bewässerung von Gärten und Golfplätzen, aber auch durch eine eigene Wäscherei, das Betreiben von Pools, den Energieverbrauch durch Klimaanlagen, Unterhaltung und die permanente Beleuchtung von menschenleeren Räumlichkeiten, durch Heizen und Kühlen, durch importierte Lebensmittel oder Frühstücksbuffets, die viel Müll erzeugen, durch eingeflogene Designmöbel und Textilien aus fernen Ländern, durch geringe Auslastung oder leer stehende Zimmer und somit Raumverschwendung. Als Reisende haben wir allerdings immer die Wahl, ob wir derartige Verschwendung durch eine Reisebuchung unterstützen. 

7 | Keine Mietfahrzeuge buchen

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in vielen ­Ländern der Welt noch keine strengen Abgasrichtlinien, keine Verkehrspolitik oder Katalysatortechnik.  In Großstädten rund um die Welt, wo der Verkehr dicht und der Treibstoffverbrauch durch ein stetiges Stop-and-go hoch ist, fällt die Umweltbelastung durch Autoabgase besonders gravierend aus. Grundsätzlich ist es immer gut, so oft es geht, auf das Auto zu verzichten und Wege zu Fuß, auf dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Auch Carsharing-Angebote und Fahrgemeinschaften sind eine gute Idee. Mietwagen belasten dagegen die Umwelt genauso sehr wie ein eigener Pkw und sollte die letzte Option für Fortbewegung im Urlaub sein.

8 | Plastikfrei reisen

Obwohl Wissenschaftler überall auf der Welt an abbaubaren Kunststoffalternativen aus Algen, Zuckerrohr und Kalkstein experimentierten, wächst unsere Abhängigkeit von Kunststoffen. Die schlimmsten Übeltäter sind dabei sogenannte Single-use Plastics (SUPs), die für extrem kurzlebige Produkte wie Trinkbecher, Besteck und Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden. Diese Produkte finden ihren Weg in die Flüsse, Meere und Ozeane und führen zur Verschmutzung und erheblichen Schädigung der Biodiversität und der Ökosysteme. Am Ende der Nahrungskette kommt das Mikroplastik zurück zum Menschen – nämlich auf seinen Teller. Die gute Nachricht ist, dass für fast jedes Plastik-Utensil eine plastikfreie Alternative gibt, auch fürs Reisen. Naturbezogene Läden wie der Wildhood Store oder Avocado Store führen viele Produkte im Sortiment, die deine Reise umweltschonender machen.

9 | Auf Umweltgifte achten

Viele Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten werden heute als bedenklich eingestuft. Ob Parabene, Duftstoffe, Emulgatoren, Aluminium, Erdöl und Palmöl – sie alle kommen noch zu häufig in frei verkäuflichen Pflegeprodukten vor und können Auslöser für ­Allergien, hormonelle Veränderungen und Krankheiten wie Krebs und Asthma sein. Die Stoffe gefährden nicht nur deine Gesundheit, sondern können beim Benutzen auch in die Natur gelangen und dort Schäden anrichten. Auch deine Reisekleidung, insbesondere Outdoorkleidung, kann chemische Substanzen wie PFC enthalten. Mit praktischen Apps wie Codecheck, ToxFox und Giftfrei einkaufen kannst du deine Produkte schon beim Einkauf in der Drogerie auf Umweltverträglichkeit und Inhaltsstoffe überprüfen.

10 | Leicht Packen

Die umweltfreundliche Reise beginnt beim Packen. Denn es kommt nicht nur darauf an, ob du nachhaltige Reisekleidung und Accessoires du mitnimmst, sondern auch in welchen Mengen. Je weniger der Koffer und somit das Flugzeug wiegen, desto weniger Kerosin wird auf dem Flug verbraucht. ­Leichtes Gepäck vermindert also den CO2-Ausstoß. Minimalistisch und schlau packen, ist also gefragt. Anstatt für den ganzen Sommerurlaub zu packen, nimm nur Sachen für eine Woche mit und wasche stattdessen in Salons vor Ort. Schuhe bieten enormes Einsparpotential beim Gewicht – mehr als zwei Paar für eine Woche sind eigentlich überflüßig. Auch schwere Geräte, Batterien und Fotoobjektive, die du eh nur selten benutzt, sollten lieber zu Hause bleiben.

11 | Energie sparen

Das Beste ist es, energieaufwendige Geräte wie Föhns, elektrische Zahnbürsten oder Rasierapparate einfach zu Hause zu lassen. Dann musst du dich nicht ärgern, wenn die Steckdosen vor Ort nicht die benötigte Netzspannung haben oder ein Adapter fehlt. Vor allem in den Tropenregionen verbrauchen Klimaanlagen enorm viel Energie – ganz besonders dann, wenn sie nicht auf dem neuesten Stand sind. Kühle Handtücher, Eisgetränke oder – im Notfall – Ventilatoren können ebenso Abhilfe schaffen. Im Winterurlaub sind es dagegen Skilifte, Unterhaltungsanlagen und Wellnesstempel, in denen ebenfalls über die Maßen Energie verbraucht wird. Sie laufen oft auch dann, wenn keine Gäste da sind. Beim Verlassen des Zimmers oder Unterkunft ist Ausschalten Pflicht. Das gilt auch für alle anderen Energie verbrauchenden Geräte.

12 | Wasserreserven schützen

Überall dort, wo Wasser Mangelware ist, werden Touristen zum Dauerproblem für die Region. Sowohl die zu hohen Wasserentnahmen für die Versorgung der Gäste als auch die darauffolgende Gewässerverschmutzung durch zu viel Abwasser sind typische Risiken in Regionen mit vielen Reisenden. Eingriffe in die Küsten- und Uferbereiche durch das Anlegen von Badestellen und Freizeiteinrichtungen, aber auch eine unzureichende Abwasser- und Müllentsorgung verschlechtern die Wasserqualität zusätzlich. Im Winter kommt in einigen Gegenden die ­Beschneiung von Skipisten unter dem Einsatz von chemischen Zusatzstoffen hinzu. Versuche daher sehr sparsam mit dem Wasser umzugehen und keine giftigen Stoffe oder Müll in der Nähe von Gewässern zu hinterlassen.

13 | Lärm vermeiden

Neben der Luftverschmutzung stellt auch der Lärm eine große gesundheitliche Belastung für die Bewohner von touristischen Zentren dar. Laute Umgebungen führen bei Anwohnern oft zu Kreislaufproblemen, Schlafstörungen und sogar stressbedingten Angst- und Herzerkrankungen. Versuche daher besonders in Stadtzentren, wo viele Touristen auf Bewohner treffen, deinen Lärmpegel niedrig zu halten. Du könntest zu Beispiel Rollkoffer nachts tragen, auf den Besuch von lauten Bars spät in der Nacht verzichten oder generell große Menschenansammlungen meiden.

14 | Regional und ökologisch essen

Was für Kleidung gilt, ist auch beim Essen die goldene Regel: Möglichst lokal und bio soll es sein. Vor Ort produzierte Produkte aus ökologischem Anbau verbrauchen weniger Ressourcen und sind umweltschonender, weil sie ohne lange Transportwege direkt vom Erzeuger auf deinen Teller gelangen. Auch die Umweltbelastung durch Pestizide wird durch sie reduziert. Probiere auf deiner Reise die Lebensmittel vom nächstgelegenen Markt anstelle der importierten Produkte in den westlich ausgestatteten Großmärkten. Auch vegetarische und vegane Ernährung verbessert deinen ökologischen Fußabdruck. Fleischproduktion und Tierhaltung verbrauchen viel Wasser, haben einen hohen Emissionsausstoß und führen dazu, dass in manchen Teilen der Welt sogar Regenwald gerodet wird, um Soja für Tierfutter anzubauen.

15 | Keine Tierattraktionen besuchen

Auf einem Elefanten reiten, ein Foto mit einem Äffchen am Strand oder der Besuch einer Delfinshow: Vieles, was Touristen im Urlaub aus vermeintlicher Tier- und Naturliebe heraus unternehmen, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als das Gegenteil. Das ­Zurschaustellen von exotischen Tieren ist lukrativ, dient aber selten dem Tierwohl. Die Rechte der Tiere werden aber auch auf andere Weise verletzt: So werden frei lebende Arten wie Wale durch nicht sachgerechte Wildbeobachtungen gestört und aus ihrem Lebensraum vertrieben, Nutztiere wie Yaks, Büffel und Esel werden für Touristen zweckentfremdet und als billiges Transportmittel eingesetzt. Andere Arten wiederum landen als Speise auf dem Teller exotikhungriger Reisender oder als Andenken auf dem Markt. Als umweltfreundlicher Reisender solltest du dich vorab über bedrohte Tiere informieren und auf das eigene Bauchgefühl hören. Denn das Tierleid wäre oftmals vermeidbar, wenn die Nachfrage der Touristen dafür nicht mehr gegeben wäre.

16 | Kultur und Menschen respektvoll behandeln

Menschen stehen leider nicht primär im Fokus, wenn es um nachhaltigen Tourismus geht, der den Blick hauptsächlich auf die Natur und das Klima richtet. Dabei ist auch der Mensch direkt vom ­ Tourismus betroffen. Dort, wo sich der Tourismus ­etabliert, spielen in erster Linie wirtschaftliche Profitabilität und ­schnelle ­Gewinne eine entscheidende Rolle. Dagegen haben Menschenrechte oft das Nachsehen. Neben dem wirtschaftlichen Potenzial für die ­lokale Bevölkerung birgt der Tourismus eben auch immer die ­Gefahr, das Ungleichheiten in der Bevölkerung zu verstärken, illegale Beschäftigung und Kriminalität zu steigern sowie Kultur des Gastlandes zu überfordern. Für den Anfang sollte es also selbstverständlich sein, sich über die Alltagskultur im Reiseland zu informieren und außerdem ein paar Wörter der Landessprache zu sprechen. Und Trinkgeld für guten Service sollte auch bei Rucksackreisenden immer drin sein.


Lerne mehr über nachhaltiges Reisen mit diesem Buch

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